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[Prolog]:"Der Anfang und das Ende"

Verfasst: 28.03.2005, 13:16
von Alan'Non
Buch: Der Orden
Prolog: Der Anfang und das Ende


"Vier Götter und vier Steine, beide sind eins, doch sind sie auch wieder verschieden. Sie sind die Schöpfer und die Vernichter von Welten, deren Realität wir uns nicht einmal bewusst sind. Es wird gegeben und genommen.. Aber wer gibt uns zurück, was wir verloren haben? ...", endete der Missionar und schlug seinen nachtschwarzen Umhang fester um seinen dürren Leib.
Es war kalt und der Horizont begann sich von einem alles erhellenden, fröhlichen Blau in einen dunklen, bewölkten Nachthimmel umzuformen. Es würde höchstens zwei Stunden dauern und die Welt läge in einem endlichen Schatten.
"Es ist Zeit. Hier können wir nicht bleiben, denn die Nacht mag Euch vor Dingen schützen, sie kann Euch aber auch vernichten."
Die junge Frau antwortete nicht. Sie wollte ihm auch nicht schon wieder widersprechen, denn er würde ihr sowieso kein Gehör schenken. Doch irgendwann würde er dies tun müssen. Sie beschleunigte ihre Schritte, um wieder zu ihm aufschließen zu können. Ihre glatten blonden Haare wurden von einem heftigen Windstoß in die Höhe gerissen und impulsiv griff sie danach, um ihre Frisur wieder zu richten.
Sie erreichten einen kleinen Tannenwald, der in dieser weiten, offenen Ebene winzig erschien. Fern im Norden sahen sie gewaltige Gebirge, die den Himmel zu verdecken schienen. Als die Frau einen kurzen Blick nach hinten gen Westen warf sah sie einen unendlich wirkenden Wald, aus dem unfreundliche Augen ihnen nachsahen. Dieser Wald war ihr unheimlich. Noch vor kurzem wäre sie dort blindlings hineingerannt doch dieser Ordensbruder hatte sie abgefangen und zu ihrem Glück eines Besseren belehrt.
"Ah!", der Geistliche schreckte sie mit einem plötzlichen Ausruf der Erleichterung aus ihren Gedanken auf, "hier werden wir heute Nacht rasten!"
Er wies sie noch an, Feuerholz zu sammeln, denn es würde sehr kalt werden, behauptete er. Sie tat wie ihr geheißen und suchte nach geeignetem Zunder. Als sie zurückkam, saß er wippend auf einem Baumstumpf und summte seltsame Melodien. Sie ordnete die Stöcke erfahrungsgemäß an und lauschte diesen mittlerweile sehr angenehmen Tönen, die der Missionar weiter, ohne auf sie zu achten, von sich gab.
"Was singt Ihr da?"
Sie brach das Schweigen und sprach das erste Mal seit langem wieder mit ihm:
"Es ist wunderschön", fuhr sie schließlich fort, als er immer noch nicht reagierte.
Schließlich erwiderte er nur mit müden Worten, ignorierte ihre Bitte und deutete auf das Feuerholz:
"Mach es an."
Sie warf ihm einen bösen Blick zu und führte trotzig seinen Wunsch aus, in dem sie zwei Feuersteine aus ihrer Tasche , die sie an ihrer Schärpe trug, herauskramte und mehrere Male aneinander schlug bis die aufgereihten Stöcke durch einen Funken Feuer fingen. Darauf nahm sie auf dem Boden, gegenüber des Ordensbruders, platz.
"Nun erzählt, was singt Ihr da?", hakte sie ungeduldig nach.
Jetzt rührte er sich und musterte sie mit verwirrten Blicken.
"Ihr wisst es nicht?", fragte er misstrauisch.
"Nein, warum sollte ich sonst auch nachfragen?", zog sie ihn herausfordernd auf.
"Es erzählt von der Schöpfung dieser Welt durch die Götter", antwortete er und ignorierte ihre Provokation, "Möchtet Ihr , das ich sie Euch erzähle?"
Sie nickte kurz und er schien zufrieden. Immerhin zog er in allen Teilen dieser Erde umher, um jedem diesen Glauben nahezulegen. Er unterwarf sie noch einer kurzen Musterung und stellte fest, wie unbegreiflich schön sie doch war. So nah und doch so fern, dachte er niedergeschlagen.
Ihr langes, blondes Haar hing ihr von der Schulter herab und reichte bis zu ihren üppig geformten Brüsten, die ihr verdrecktes Kleid nach vorne schoben. Sein Blick wanderte wieder nach oben und er sah ihr geschmeidiges Gesicht, mit zarten Lippen und einer kleinen Stupsnase. Ihre Augen, dunkelblau und leidenschaftlich. Mühselig wand er sich von ihr ab und sah ins Feuer.
Ihr waren seine Blicke keineswegs entgangen, doch sie schwieg und wartete ungeduldig.
Die Vögel zwitscherten hoch oben in den Tannen. Sie sangen ihre eigene Geschichte, dachte der Ordensbruder und brach das Schweigen schließlich.
"Thorsos, Gott der Stärke und der Erde schuf aus dem Chaos weite Ebenen, tiefe Klüfte und riesige Gebirge, welche verschiedene Formen des Lebens gewährleisteten. Doch noch gab es niemanden der diese Welt bewohnen sollte und so formte er individuelle Arten des Daseins aus Stein und gab ihnen verschiedene Lebensräume in denen sie absofort sein sollten. Zuletzt verlieh er ihnen die Fähigkeit sich zu bewegen und Kraftäkte durchzuführen, welche ihrer Statur angepasst waren.
Nephina, Göttin der Liebe und des Wassers ließ das kalte Nass die Ebenen umgeben, so manch' tiefe Klüfte füllen, so dass ein Plateau mit manch' Unebenheiten entstand, in dem sich hier und da ein Fluss oder gar ein See bildete. Jedoch empfand Nephina Mitleid mit den Geschöpfen die ein Herz aus Stein besaßen und sprengte ihre feste Haut, worauf sie sie mit freundlichen Gefühlen durchflutete und ihnen so die Möglichkeit gab zu lieben und sich zu vermehren.
Azrakh, Gott der Zerstörung und des Feuers erschuf einen riesigen Feuerball, der die Erde erwärmen sollte, doch konnte dieser sie auch verbrennen, wenn er nahe genug käme. Erzürnt über das Werk Thorsos' und Nephinas', missbildete er wunderschöne Ebenen zu staubig , trockenen Wüsten in denen die Hitze des nähergerückten Feuerballs herrschte und um seine Schreckenstat zu vollenden brannte er abgrundtiefen Hass in die Herzen der eigentlich friedfertigen Wesen und schuf so manch' grauenhafte Erscheinungen, die nach Zerstörung trachteten und nach Krieg dürsteten.
Soradrihm, Gott der Weisheit und der Luft kreierte den Himmel und ließ Wolken den bösen Blick des Feuers verdecken, um jene verschont gebliebenen vor dessen Zorn zu schützen. Doch der Luftgott war nicht einfältig und wusste, die Wolken würden brechen und so kam es, das er die kühle Finsternis schuf in der der Feuergott keine Macht besaß. Nun war er es, der eine zweite Kugel formte, zwar war diese nicht so mächtig wie des Azrakhs aber sie vermochte es ein wenig Licht in die Nacht zu werfen und so sicheres Geleit zu bieten, sofern die Lichtkugel erschien. Als dies getan war, wendete Soradrihm sich den Lebewesen zu die sich grundliegend verändert hatten und schenkte ihnen die Gabe der Weisheit. Darauf ließ er Winde durch die Welt ziehen, wodurch alles durch das Erscheinen der Luft zu gedeihen und atmen begann."
Der Missionar warf ihr einen neugierigen Blick zu, ob sie ihm noch zuhörte oder schon längst eingenickt war. Solche Fälle kamen oft vor, denn nicht jeder war wirklich gewillt sich einer solch' langen Geschichte auszusetzen. Zu seiner Überraschung stellte er fest, das sie noch nicht eingeschlafen war und ihm nun ungeduldige Blicke zuwarf.
Sein nachtschwarzer Umhang ließen ihn unheimlich, ja fast gespenstig wirken aber unter der dunklen Kapuze die er aufgezogen hatte, konnte sie gräuliche Augen und scharfe Konturen ausmachen. Er war vollkommen ausgehungert, erkannte sie plötzlich und hatte ein schlechtes Gewissen, das es vielleicht ihretwegen soweit gekommen war, doch sie sprach ihn nicht darauf an. Sie sah wie er seinen Blick dann wieder abwandte und den lodernen Flammen seine Aufmerksamkeit schenkte.
Schließlich fuhr er fort:
"Diese vier Götter schlossen ihre Macht in die noch heute existierenden Elementensteine. Feuer , Erde, Wasser und Luft, welche das Gleichgewicht der Welt halten sollten. Darauf sollten die Steine fortgebracht werden, an den Ort, der für sie vorgesehen war.
Des Thorsos' Stein, im tiefen Norden in einem Gebiet, in dem nur die mächtigsten Geschöpfe ihre Heimat gefunden hatten und mit dem wenigen was sie besaßen überleben konnten - die Trolle. Diese waren eigensinnige, kräftige Wesen und ordneten sich, wenn sie es denn taten, nur ihresgleichen unter.
Der Stein Nephinas' sollte im Süden niedergelegt werden, wo gewaltige, schön anzusehende Ebene und Wälder, die das Land in ein sattes Grün tauchten, das Bild der Natur beeinflussten. Hier würden die Menschen ihr Dasein pflichten.
Azrakh ließ seinen Feuerstein im Osten, in dem die von ihm erschaffene Leere und Ödnis der Wüste. Die Hüter dieses Grauens waren reptilienartige Geschöpfe mit langen Gliedmaßen und messerscharfen Krallen. Ihre furchteinflößende Statur war mit dicken, festen Schuppen übersät.
Im trüben Westen herrschten die Wälder, eisige Flüsse und die schwarze Nacht. Dort hinterließ Soradrihm seinen Stein einem sehr intelligenten, scheuen Volk, das durchaus kampferprobt war und in dunklen Geästen hauste - die Nachtelfen. Geschmeidige Züge umspielten ihr Antlitz , spitze Ohren ließen sie auffällig werden und nachtschwarze Augen gaben ihnen doch ein unheimliches Aussehen.
Aus jedem dieser Völker wurden Auserwählte erkoren, die über die Steine wachen sollten. Aber sie alle wurden Opfer eines hinterhältigen Planes. Das Vertrauen, das ihnen die Götter entgegen brachten, wurde gebrochen, denn einer der Elementensteine sollte nie sein Zeil erreichen.
Azrakh war zu leichtsinnig gewesen, in dem Wunsch all' seinen Hass auf alles Lebende zu übertragen und somit auch Hass auf sich lud, was nun auch sein Schicksal besiegelte. Das Reptilienvolk, unbarmherzig und machtbegierig, fand schnell die Geheimnisse, die dem Stein innewohnten, heraus und machten sich seine Macht zu eigen.Azrakh, der seitdem er einen Teil seiner Macht transferiert hatte, verwundbar wurde wie es den anderen Götter auch widerfahren war, brach unter dem unerwarteten Angriff des Steines, worauf dieser ihn gierig in sich aufsog, denn er war ein Teil von Azrakh und nach dessen Ableben wollten beide wieder eins werden. Auch wenn er diese infernalische Attacke bemerkt hätte, wäre er mit seiner restlichen Macht schutzlos gewesen.
Die so plötzlich unbändige Magie, welche das Elementar nun in sich trug, beeinflusste den Träger, den einstigen Auserwählten, weil er ihr nicht gewachsen war. So von dessen Macht befallen und irregeleitet, tötete der Erkorene dutzende seiner Rasse noch bevor er von hunderten niedergedrückt und von deren Krallen zerfetzt wurde.
Nephina, Thorsos und Soradrihm zögerten nicht und suchten jene drei, die noch im Besitz der anderen Steine waren und beschlossen sie mit einem schützenden Zauber zu belegen, um sie vor widerrechtlichen Taten zu schützen und bösen Blicken zu verbergen. Sie griffen die übriggeblieben Auserwählten kurz vor ihrem Ziel auf und nahmen sich ohne ein Wort was ihnen gehörte. Jedoch blieb der Feuerstein verschollen und Azrakh mit ihm."
Der Geistliche zögerte kurz, als hätte er vergessen wie die Geschichte weiterging, fuhr dann jedoch, zu der Erleichterung der jungen Frau fort.
"Die drei Elementensteine wurden an verzauberte Orte gebracht, die durch das Wirken des Schutzzaubers entstanden waren: Hethron, Erdenhort, umgeben von messerscharfen Gebirgen und tiefen Klüften; Hanthuos, Wassergrab, unzugänglich durch gewaltige Wassermassen; Tosew, Abendsturm, verborgen im Nebel und geschützt durch die Winde.
Es wird darüber spekuliert ob diese Angaben wirklich den Tatsachen entsprechen, aber ich glaube fest daran, das diese der Richtigkeit entsprechen..."
Sie warf ihm einen ermutigenden Blick zu und nickte kurz.
"Nun, jedoch blieben die plötzlichen Machtschwankungen nicht ohne Folgen, denn der Feuerstein war nun eindeutig mächtiger als die anderen 3 Steine und das einst so ferne Feuer der Wüstenlandschaft brannte sich den östlichen Duran entlang und verzehrte ganze Landstriche.
Der Tod naht, der Tod naht! Zieht fort, flüsteren die verheißungsvollen Windstimmen, die ausgesandt waren die Völker der Welt zu warnen. Soradrihm schickte sie, obwohl er wusste, das es kein Entkommen geben konnte, wenn das Flammenmeer nicht bald vernichtet werden würde.
Nephina zog aus, um den Flammentod auszulöschen und ließ gewaltige Wassermassen auf ihn niederprasseln. Doch die Magie hielt stand. Nun zehrte Hitze des Feuers an ihren Kleidern und züngelte lüstern an ihnen herauf.Um die Wassergöttin vor ihrem unvermeidlichen Tod zu bewahren, schritt Thorsos vor sie und tat seinen letzten Zauber, welcher riesige Felsbrocken auf den Tod schmetterte, der mittlerweile Gestalt im Feuer angenommen hatte und weiterhin herausfordernd loderte.
Soradrihm sah wie die beiden Götter verzweifelt schreiend zu Asche zerfielen und wendete seinen Blick schnell ab - er war völlig hilflos. Plötzlich, als er sich umsah, zeichnete leidiges Verstehen sein Antlitz.
Der Tod naht, der Tod naht!...
Ich weiß, wisperte der Luftgott angsterfüllt, bevor er mit letztem Mut in die Feuermassen sprang.
Als er starb geschah etwas seltsames. Die Flammen zogen sich zurück und nur die Spuren eines Kampfes und die verwüstete Landschaft blieben sichtbar zurück. Die Welt war wieder im Gleichgewicht..."
Als er endete, sah er resignierend, das sie doch nicht viel anders war als all' die anderen - sie war doch eingenickt. Aber wer konnte es ihr verübeln, dachte er sich, selbst ich bin müde.
Er ging noch einmal hinaus um Feuerholz zu sammeln und verhielt sich leise, um das junge Ding nicht aufzuschrecken. Schließlich kehrte er schwer beladen zurück und warf einige Holzstücke ins Feuer, versicherte sich, das niemand in ihrer Nähe war und legte sich darauf auch schlafen.


(c) 2005 by Alan'Non

Verfasst: 03.08.2006, 14:34
von Kawanja
Wie geht die Geschichte weiter und was wurde aus dem Echsenvolk? :)