WoWNewsarchivMärz 2009Was hat der Amoklauf mit World of Warcraft zu tun?

Was hat der Amoklauf mit World of Warcraft zu tun?


Geschrieben von Lita am 13.03.2009 um 10:28

Pressefreiheit ist ein in Deutschland garaniertes Grundrecht, welches auch gut und wichtig ist. Wenn jedoch die vermeintlich seriöse Presse mit schlecht recherchierten Halbwahrheiten aufwartet, ist es für jeden Redakteur ein Graus das lesen zu müssen.

Bedauerlichweise kam es vor zwei Tagen in dem kleinen Ort Winnenden zu einen erneuten Amoklauf, was wir sehr traurig finden. Unser Mitleid und unsere Anteilnahme ist mit den Opfern und ihren Angehörigen.

Sehr schnell stellt sich die Frage nach den Motiven des Täters und man fragt sich, wie so etwas passieren konnte und wie solche Taten zu verhindern sind. Tim Kretzschmer, der 17jährige Todesschütze, hatte vermutlich seine Gründe, die ihn zu diesem grauenvollen Schritt bewogen hatten, doch wo sind die Ursachen für diese Gründe zu suchen? Die ermittelnden Beamten untersuchen nun sein Umfeld und seine Freizeitbeschäftigungen, in der Hoffnung einen Hinweis zu finden. Unter anderem wurde dabei auch sein Computer untersucht, denn anhand der Spiele, die er spielte, der Musik, die er hörte und der Filme, die er sah, erhofft man sich Anhaltspunkte finden zu können.

Natürlich kocht in diesem Zusammehang auch die alte Diskussion über die potentielle Gefahr verschiedener Computerspiele hoch. So kann man in einigen vermeintlich seriösen Berichten lesen, dass er Counter-Strike und World of Warcraft gespielt haben soll. Möglicherweise liegt es am Bekanntheitsgrad der beiden Spiele oder an der Reiz-Reaktions-Wirkung, die diese beiden Spieltitel auslösen, dass beide schnell in die Schublade "Killerspiel" gesteckt werden und eine von ihnen ausgehende Gefahr hochstilisiert wird. Der Focus formuliert beispielsweise folgenden Satz:

"Dass sein Hang zu Waffen und Computerspielen wie Counter Strike und World of Warcraft einmal einen Amoklauf dieses Ausmaßes auslösen würde – damit hat hier niemand gerechnet."

Sind Computerspiele tatsächlich einer der Auslöser für einen Amoklauf? Glücklicherweise gibt es jedoch auch vermehrt Psychologen und Pädagogen, die eine etwas andere Perspektive einnehmen und deutlich machen, dass virtuelle Welten für Menschen, die in ihrem realen Leben nichts zu erwarten oder zu verlieren haben, eine Art Fluchtpunkt darstellen, weil sie dort Bestätigungen und Kontakte finden, die sie im wahren Leben vergeblich suchen. Dies scheint logischer, denn es gibt in den virtuellen Welten viele tausend Spieler, die dort ihre Freizeit entspannt verbringen, die Spaß an der Bestätigung haben, die ihnen ein erfolgreicher Spielverlauf gibt. Dort zählt nicht die Markenklamotte, der schulische Erfolg oder der angesagte Freundeskreis, sondern einfach die Freude am Spielen und das gemeinsame Erreichen von Erfolgen, durch gute Zusammenarbeit und Teamfähigkeit. Wer dort im Vergleich zu seinem Alltagsleben erfolgreich ist, könte schon geneigt sein, diese Welt als die lebenswertere anzusehen und sich lieber dort aufzuhalten, als in der rauen und unfreundlichen Wirklichkeit. Sollte dann aber die Diskussion nicht eher dahin gehen, dass man überlegt, wie man Jugendlichen, die am Rande der realen Gemeinschaft stehen, reale Erfolge ermöglichen kann? Wie man ihnen helfen kann sich in ihrem ungeliebten Alltag zurechtzufinden, damit das Spiel wieder ein Spiel ist und nicht der einzige Fluchtpunkt, um überhaupt einmal anerkannt zu werden?

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